13 Jan Damit die Jobsuche nicht zum Langzeitdebakel wird – 10 Tipps vom Praktiker
In meiner Tätigkeit als Jobcoach erlebe ich immer wieder das Phänomen, dass viele Jobsuchende erst viel zu spät den Kontakt zu mir als Jobcoach suchen, damit ich Sie bei der beruflichen Neuorientierung betreue. Viele schätzen das Jobfindungsproblem am Beginn falsch ein und meinen: „Es wird schon irgendwie funktionieren, ich muss ja nur ein paar Bewerbungen schreiben.“ Dadurch vergeht viel Zeit, es sinkt der Marktwert des Bewerbers und für die Psyche ist es auch nicht förderlich.
Mein Tipp lautet: Nach einer kurzen Erholung nach dem Trennungsprozess, sofort professionell und mit voller Kraft sich auf den Jobsearch zu fokussieren. Nehmen Sie sich viel Zeit und Energie, und lassen Sie sich mitunter auch beraten. Bei einem Jobwechsel geht es um sehr viel – um Ihre Karriere, Ihre Zukunft und auch um sehr viel Geld!
Zusammenfassend finden Sie eine Auflistung von 10 Fehler von Bewerbern, die Sie vermeiden sollten:
- Den Kampf um den alten verlorenen Job zu lange führen:
Im Nachhinein ist es klar, dass der letzte Job einfach nicht mehr zu retten war, auch Alternativjobs im Unternehmen und kooperierenden Unternehmen gab es nicht. Vor lauter Angst „auf der Strecke“ zu bleiben beginnen viele mit einem anstrengenden „Jobüberlebenskampf“, bis hin zu Kampfmaßnahmen über das Arbeitsgericht. Auch wenn schon längst klar ist, dass das Unternehmen keinen weiteren Job anbieten kann. Das kostet viele Monate Zeit und wirft den Bewerber komplett aus dem Jobmarkt.
- Die Trauerphase des Jobverlusts zu sehr in die Länge ziehen:
Klar, ein Jobverlust nach vielen Jahren treuer und loyaler Tätigkeit in einem Unternehmen ist ein schwerer Schock. In dieser Phase durchleben viele Menschen die klassischen Trauerphasen die wir von Menschen kennen die Botschaften über eine schwere Erkrankung erhalten. Die Symptome sind Verleugnung/Panik/Wut. Unkontrollierbare Emotionen, die den Jobsuchenden in dieser Phase quasi unvermittelbar machen. Mein Tipp dazu, diese Trauerphase durchwegs intensiv ausleben, eventuell auch einen Psychotherapeut konsultieren, aber sich einen überschaubaren Zeitrahmen von nicht länger als 30 Tage festlegen und dann losstarten. Warum nicht vielleicht rasch einen außergewöhnlichen Kurzurlaub einplanen und danach voll loslegen?
- Ablehnen von innovativen modernen Jobbewerbungstechnologien:
Viele haben sich vor vielen Jahren zuletzt beworben und sind nun damit konfrontiert, keine Ahnung zu haben wie man sich im Jahr 2020 bewirbt. Verzweifelt suchen viele Bewerber nach Zeitschriften um nach Jobannoncen zu suchen und finden „dünnblättrige“ Beilagen in Tageszeitung vor, mit wenigen Jobangeboten. Der nächste Schritt sind Jobbörsen mit einer Vielzahl von Jobanzeigen. Der Bewerbungsprozess über Jobbörsen ist einfach, der Response der Firmen oft leider nicht so berauschend. Nach 10, 20 oder 30 Bewerbungen, kehrt dann Frustration ein, und ein Gefühl von Sorge und Panik überkommt viele Bewerber. Nun wird es Zeit neue Wege zu gehen und mit innovative und moderne Jobbewerbungstechnologien zu starten. Wie wäre es mit „Personal Branding“, schon mal davon gehört? Fragen Sie nach bei Google!
- Kein Netzwerk und keine Technologie ein berufliches Netzwerk aufzubauen:
Menschen die keinen Job finden haben kein berufliches
Netzwerk. Oft deshalb weil Sie als loyaler Mitarbeiter viele Jahre stets Ihrem
letzten Unternehmen treu waren und in keiner Weise auf die Idee kamen, dass es
auch einmal einen „Day after“ geben könnte. Netzwerkaufbau ist sehr komplex,
bedeutet es doch, dass man proaktiv Kontakte knüpft und diese festigt. Das
dauert leider Zeit, ähnlich wie ein „frisch gepflanztes Bäumchen“, das zu einem
Baum werden soll.
Wer kein Netzwerk hat, muss mit Hochdruck ein Netzwerk aufbauen. Die
Technologien dazu sind Social Media Plattformen, berufliche relevante
Veranstaltungen besuchen, sich bei alten Kontaktpersonen wieder in Erinnerung
rufen, die einen in seinem Leben begleitet haben. Ein kleiner Witz am Rande
„Ihr/e nächste/r ChefIn lebt schon, finden Sie ihn!“
- Kein Plan, keine Idee, kein Konzept:
Die Jobsuche an sich ist ein sehr komplexer Prozess, viele Bewerber starten irgendwie und stürzen sich Hals über Kopf in diesen Prozess, ohne sich Gedanken zu machen was Sie tun wollen und welches Unternehmen an Ihrer Qualifikation Interesse haben könnten. Schon Helmut Qualtinger hat in seinem Song zitiert „Ich weiß zwar nicht, wohin ich will – aber dafür bin ich schneller dort“ „Der Wüide auf seina Maschin`“. Genau dieses Verhalten beobachte ich bei vielen Bewerbern in dem „Panikzustand Angst zu lange ohne Job zu sein“. Gehen Sie in sich und überlegen Sie sich genau: Was möchte ich tun und wer hat an meiner Qualifikation Interesse. Nach der Beantwortung dieser Frage kann es richtig losgehen“
- Unterschätzer Aufwand:
Jeder der sich auf Jobsuche macht und nicht rasch einen Job findet, unterschätzt den Aufwand. Professionelle Jobsuche ist ein 60-Stundenjob! Positionen und Firmen identifizieren, sich richtig bewerben, Jobmessen besuchen, Kontakte aktivieren, Informanten treffen, Niederlagen einstecken, sich immer wieder neu motivieren, damit umgehen, dass man plötzlich unsichtbar wird und vor allem gesund bleiben. Bitte unterschätzen Sie nicht die Auswirkungen der psychischen Belastung auf Ihre körperliche Gesundheit. Schlafstörungen sind die geringeren Phänomene die auftreten können. Als das ist nun auf die Reihe zu bringen und das ist sehr zeitaufwendig.
- Die falsche Erwartung:
Ein riesigen Einstiegsgehalt (als Fixum), eine Führungsposition und wunderbare flexibel Arbeitszeiten – das erwartet/erhofft sich natürlich jeder aber damit stehen Sie sich total im Weg und verlieren wertvolle Zeit. Abgelehnte Jobangebote können zu einer späteren Zeit nicht mehr aktiviert werden, diese Chancen sind dahin und es könnte sich auch rumsprechen Sie würden Ruf eines überheblichen sehr wählerischen Bewerbers erhalten. Ein neuer Job ist in seltenen Fällen „eine eierlegende Wollmilchsau“ sondern oft eine Option mit einer möglichen Perspektive. Überlegen Sie daher in welchen Bereichen Sie kompromissbereit sind und welche Kriterien erfüllt werden müssen. Und vor allem – wo gibt es welche Perspektiven für Ihr langfristiges Traumjobziel!
- Misslungener erster Eindruck:
Der erste Eindruck kann nie wieder wiederholt werden. Der erste Eindruck den ein Personalist von Ihnen erhält ist Ihre Bewerbung. Wenn das nicht passt, bekommen Sie keine zweite Chance. Es wird keine Möglichkeit der Korrektur geben. Darum ist es gut sich zu überlegen, wie die Bewerbungsunterlagen gestaltet sind. Idealerweise besuchen Sie einen erfahrenen Jobcoach und einen hervorragenden Fotografen für das Bewerbungsfoto. Überlegen Sie sich auch, wie Sie sich positiv von anderen Bewerbern unterscheiden.
- Schlechte Vorbereitung vor dem Bewerbungsgespräch:
95 % aller Bewerber kommen zum Bewerbungsgespräch ungenügend oder schlecht vorbereitet. Sich nur die Webseite des Unternehmens anzusehen ist gut, aber zu wenig. Die Unternehmen erwarten top vorbereitet Kandidaten mit Insiderinformation und Marktinformationen. Informieren Sie sich im Vorfeld detailliert über das Unternehmen und den Gesprächspartner. Google/Xing/LinkedIn hilft Ihnen gerne dabei.
- Unnötige Selbstzweifel:
Bewerber, die mehrere negative Rückmeldungen erhalten, zweifeln oft nach kurzer Zeit an den eigenen Fähigkeiten, viele suchen die Schuld bei sich und beginnen sich emotional darauf einzustellen, dass der Jobfindungsprozess noch sehr lange dauern wird. Klar, Absagen sind frustrierend, wer scheitert schon gerne und vor allem mehrmals. Wichtig ist es nun, die Absagen nicht persönlich zu nehmen, jede Absage ist ein „noch nicht“ und es gibt immer etwas zu lernen und bei der nächsten Bewerbung dann anzuwenden.